Musikunterricht kann Kompetenzen und Fähigkeiten fördern. Es können der individuelle künstlerische Ausdruck  sowie Kreativität und Mut zur Initiative beim Improvisieren gefördert werden. Es werden Empathiefähigkeit und Teamfähigkeit im Zusammenspiel gelernt und es werden allgemeine soziale Eigenschaften wie ein Gleichgewicht von Rücksichtnahme und Durchsetzungsvermögen bei Gruppenaktivitäten wie rhythmischen Spielen im Kreis und freiem Spiel gelernt.

Neben dem messbaren und vergleichbaren Fortschritt im Unterrichtsstoff nimmt diese Förderung der Persönlichkeit des Schülers eine neue Rolle ein. In der heutigen modernen Gesellschaft sind persönliche Stabilität, Selbstbewusstsein und Kreativität bei Problemlösungen wichtige Fähigkeiten, sowohl für das private Leben als auch für ein erfolgreiches Arbeiten in der Gesellschaft.

Die Pädagogik, auch die Musikpädagogik, stützt ihre Innovationen in den letzten Jahren unter anderem auf die Ergebnisse anderer Wissenschaften wie Neurologie, Anthropologie und Sozialwissenschaften. Ein Ansatz, der die unterschiedlich entwickelten künstlerischen und sozialen Möglichkeiten und Bedürfnisse der Schüler ebenso ernst nimmt wie die kognitiven Lernschritte, fördert die jungen Menschen am besten.


Folgende drei Elemente beleben den Unterricht und machen ihn künstlerisch :


auf der sozialen Ebene =

Angstfreien Vertrauensraum schaffen, Offenheit für neue Ideen von Schülern  


auf der pädagogischen Ebene =

Ausgleich von einseitigen Tendenzen im Unterricht, atmender, gesunder  Unterricht


auf der künstlerischen Ebene =

Suchen nach Stimmigkeit im Gruppenspiel durch konzentriertes Hinhören und gemeinsame Reflexion, Übweg für gesteigerte Aufmerksamkeit


Über das frei Spiel

Das  Erlernen des freien Spiels, auch Improvisation genannt, braucht zunächst eine gewisse Überwindung. Wir sind daran gewöhnt, dass uns ein vorgegebenes Stück eine Handlungssicherheit gibt. Wenn wir keine Fehler beim Spielen machen, wird niemand ein anerkanntes, bekanntes Stück kritisieren. Anders ist es bei der Improvisation. Sie ist eine spontane und sehr persönliche Leistung. Nicht immer gelingt sie gut. Damit setzen wir uns sehr viel mehr einer Kritik aus. Am Anfang ist es ein bisschen wie auf Glatteis laufen.

Der Vorteil aber ist, wenn ich an ein freies Spiel gewöhnt bin, dass ich dann ein anderes, feineres  Gespür für mein Instrument und seine Möglichkeiten bekomme und noch intensiver mit meinem Gefühl beim Musizieren bin. Ich probiere aus, lasse Ideen kommen, nehme mir Zeit, werde spielerisch und bleibe innerlich offen, auch für das Spiel eventueller Mitspieler. So wird das Instrument zu einem engen Freund und Diener der eigenen Ideen. Damit wächst der Wunsch , es in allen Feinheiten zu beherrschen. Auch das Hören wird anders. Es wird weniger geurteilt in den Kategorien richtig und falsch, sondern es geht um Qualitäten wie schleppend, verworren, interessant, aufregend, abgerundet, die Stimmung treffend, ohne Inhalt, traurig, lustig, überraschend, ohne guten Schluss.

Das improvisierte Spiel ist gut möglich, auch mit einem kleinen Instrument wie der Blockflöte.